(nicht)
  alles Müller - oder wie?
  vom 24.03. - 15.04.2017
  Die Einführungsrede von Heinz Weißflog ist hier nachzulesen. Dazu bitte nach unten scrollen.
   
                          Mit der Präsentation zu
              Müller                               Wenzel
      ( Lückendorf / Löbau )                  ( Großschönau )
   sowie ausgewählten weiteren Künstlern der Oberlausitz
  möchte ich meine Verbundenheit zur Heimat ausdrücken.
     FREUDE und gemeinsames ERINNERN wünscht sich
       Eure  ehem.  Jung Ruth  jetzt  Ruth  K A H L E R T.
  Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Kunst,
  Liebe Südvorstädter, liebe Frau Dr. Kahlert!
  Das hätte ich nicht erwartet; Als ich mich mit einem Besuch bei Frau Dr. Ruth Kahlert in ihrer Galerie anmeldete, war ich schon ein 
  wenigskeptisch. Heimatmalerei, das hat oft einen negativen Beigeschmack von Muffigem und Enge, von Dilletantischem, "nicht/alles 
  Müller - oder wie? benennt die begeisterte Kunstfreudin Ruth Kahlert ihre jetzige Ausstellung mit Arbeiten von reichlich ein Dutzend 
  Malern und Grafikern, darunter allein drei Malern mit dem Namen "Müller". 
  Dr. Kahlert hat aus den Museen der Oberlausitz, darunter den "Städtischen Museen Zittau", dem Deutschen Damast & Frottiermuseum 
  Großschönau" und dem Antiquariat Ostritz historisch und künstlerisch wertvolle Ölbilder, Aquarelle, kolorierte Grafiken, Zeichnungen, 
  Holzschnitte, Skizzen, Objekte und Plastiken als Leihgaben erhalten, die sie erstaunlich klug und liebevoll hier in ihrer jetzigen 
  Ausstellung präsentiert. Schließlich ist die Oberlausitz ihre Heimat, sie wurde in Großschönau geboren und verlebte dort ihre Kindheit 
  und Jugend, bevor sie zum Studium der Medizin aufbrach und "in die weite Welt" ging, Ihre Prüfungsarbeit im Schulzeichenunterricht 
  schrieb sie übrigens über den Oberlausitzer Maler Bruno Lademann. Seine Aquarelle vom Oybin und Zittau sowie seine kolorierten 
  Radierungen mit Blumenstücken und Stillleben am Fenster haben mich durch ihre Frische und Duftigkeit überzeugt. Seine Malerei ist 
  bestechend klar und schön und wie mit Sauerstoff gemalt. 
  Der Band "Schönes Altes Zittau" (siehe Vitrine) von 1941 ist eine Referenz an die Stadt und an Landschaft und Architektur der 
  Oberlausitz. Gerade in dieser Zeit (Deutschland befand sich im Krieg) wurden die Heimatgefühle der Deutschen durch ein totalitäres 
  Regime manipuliert und missbraucht, um andere Völker und ihre Kulturen zu missachten. Die sozialistische Heimat, wie ich sie noch 
  kenne, wurde in der DDR überschwänglich und pathosreich in Kinderliedern besungen. Dort wo Enge ist und Abgrenzung nach außen 
  herrscht, dort bleiben die Menschen auf ihren Umkreis beschränkt und kennen nur ihrerseits. Von Kind an Heimat haben aber ist auch 
  eine große innere Befriedigung. Mit den eigenen Wurzeln leben gibt Kraft und Sicherheit. Angesichts der Kenntnis anderer Kulturen und 
  der Begegnung mit ihnen wird nationale Identität erst möglich und bewusst erlebbar. Die Deutschen sind von Natur aus eher 
  Kosmopoliten, sie sind reiselustig und seit Johann Gottfried Herder, der nicht nur deutsche Volkslieder sammelte sondern sich vor allem 
  mit der Geschichte, den Religionen und den Bräuchen der Völker befasste, ein aufgeklärtes, tolerantes Volk.
  Der Maler Michael Wentzel 
  Zwei Oberlausitzer Maler gehören zu den beliebtesten und bedeutendsten Künstlern der Region: Der Maler Michael Wentzel (1792 
  geboren in Größschönau und gestorben 1866 in Dresden) und Willy Müller- Lückendorf (geb. 1905 gestorben 1969). Von Wentzel sind 
  die leuchtend farbigen, wie gestickt wirkenden Blumenstücke zu sehen, aber auch die sehr dekorativen floralen Ornamentbögen, die 
  Entwürfe für die Großschönauer Damastweberei darstellten und hier von Ruth Kahlert in einer Vitrine auf einer ihrer eigenen, originalen, 
  damastenen, weißen Tischdecke präsentiert werden. Der Begriff Damast entstammt übrigens dem Arabischen (dimashq) und ist eine 
  Verdeutschung des syrischen "Damaskus", der über 5000 Jahre alten Hauptstadt des Orients: Es handelt sich dabei um einen Stoff und 
  seine orientalische anmutende Ornamentik, dem bis heute ein handwerkliches Geheimnis innewohnt.
  Auch international war Großschönau durch seine 400 jährige
  Damastweberei bekannt, nicht nur am sächsischen Hof. Von St. Petersburg, Paris, London, über die Metropolen Europas bis in die USA 
  waren die wertvollen Stoffe eine heißbegehrte Ware. Die Weberei im industriellen Maßstab scharte zahlreiche talentierte Künstler um 
  sich und war für viele von ihnen nicht nur Broterwerb sondern auch künstlerische Herausforderung. Michael Wentzel trat 1854 als 
  Zeichenlehrer in die damalige technische Bildungsanstalt von Dresden, die sich in dem alten sogenannten "Stallgebäude am Jüdenhofe" 
  auf dem Neumarkt befand. Er war Lehrer für das Ornamenten,- Blumen- und Musterzeichnen, sowie durch eine spätere Augenschwäche 
  bedingt, Spezialist im Modellieren.
  Der Maler Willy Müller-Lückendorf
  Lückendorf ist ein Ortsteil von Oybin und liegt am Rande des Hochwaldes auf der Südseite des Zittauer Gebirges. Dort wirkte seit 1911 
  der Maler Willy Müller und ging auch dort in die Volksschule. 1919-1922 besuchte er die Höhere Webschule zu Zittau in der 
  Musterzeichner-Klasse und arbeitete danach als Weber in der damaligen Mechanischen Weberei. Parallel dazu belegte er Mal- und 
  Zeichenkurse in der Volksschule. 1925 studierte er an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe, Abt. Textilkunst in Dresden und war 
  Schüler von Professor Baranowsky. Er wurde auch von Adolf Schorisch gefordert, über den hier noch zu reden sein wird. Bis 1932 war 
  er als Musterzeichner- und entwerfer in der Textilindustrie tätig, danach als freier Landschaftsmaler. Seine Motive fand der Maler im 
  Reisengebirge, dem Böhmischen, der Ostsee, dem Vogtland und im Elbsandsteingebirge. Wie viele Maler der Region, die das 
  Oberlausitzer Gebirge mit dem Hochwald und der Lausche zum Thema ihrer Bilder machten, lebte seine Kunst vor allem von den 
  Motiven vor der Haustür. Die Ausstellung zeigt drei Ölbilder des Meisters: "Herwigsdorf im Winter", "Blick zur Lausche" und ein Blick ins 
  Gebirge ("Wintertanne"). Seine Werk wurde besonders durch den "Oberlausitzer Heimatkalender" und den Oberlausitzer Kunstverlag in 
  Ebersbach bekannt, der Reproduktionen und Kunstpostkarten von im druckte. Als "Zeitflucht" charakterisierte man in der DDR seine 
  künstlerische Arbeit, weil seine naturalistische Malweise an die Frühromantik erinnerte. (Die Informationen für diesen Abschnitt entnahm 
  ich einem kleinen Katalog des Fremdenverkehrsvereins Lückendorf e.V., der durch die Verwandten des Malers (Herrn Knut Müller) 
  gefordert wurde).
  Die anderen Maler
  Gustav Alfred Müllers vier Aquarelle haben das Gebiet rund um Löbau zum Gegenstand Der Maler (geb. 1895 in Löbtau bei Dresden, 
  gestorben 1978 in Löbau). Er studierte an der Kunstgewerbeakademie Dresden bei Richard Guhr, nach dem 1. Weltkrieg bei Max 
  Feldbauer, Ferdinand Dorsch, Otto Gussmann und Ludwig von Hofmann. 1932 ging er nach Löbau. 1941 erhielt er Ausstellungsverbot 
  durch die Nazis, von 1945- 1951 arbeitet er als Kunsterzieher und Leiter von Volkskunstzirkeln. Die atmosphärisch aufgeladenen Bilder, 
  die zwischen 1938 und 1968 entstanden, zeigen den experimentieren Maler, der schon mal tief in die Tasche des Expressionismus griff, 
  wie in seinem "Wintergewitter".
  Rudolf Müller (1915 gefallen) war ein begabter Zeichner. Er ist ein Frühvollendeter besonders im Figürlichen. Seine Porträts (Kreide, 
  Kohle) und das Interieur mit Treppe sind frühreife künstlerische Leistungen. Siegfried Schreiber (im DDR Skisport eine Koryphäe) ist mit 
  der Bronzeplastik "Ins Wasser" (Badende III, 1987) und einem Aquarell vertreten. Als typische Landschaft trat Alwin Schwarzbach (geb. 
  1910 in Olbersdorf bei Zittau, gestorben 2004) an die Öffentlichkeit. Er zählt zu denen, die sich selbst als "Heimatmaler" verstanden. Als 
  Autodidakt war er im Brotberuf als kaufmännischer Angestellter in einer großen Zittauer Gießerei tätig. Mit seinen kleinteiligen Ölbildern 
  von Hainewalde und Umgebung mit dem Schloss, der Himmelsbrücke und den Emteszenen schrieb er Ortsgeschichte. 
  Karl Wilhelm Schmidt aus Zittau war ein Holzschneider, Maler und Grafiker (geb. 1902, gestorben 1976). Auch er wurde durch die 
  beliebten Kalender "Oberlausitzer Heimatland" und den Ebersbacher Kunstverlag in den 1950er Jahren über die Region hinaus bekannt. 
  "Urwüchsig und humorvoll" charakterisiert ein SZ-Rezensent seine Malerei und Grafik. Holzschnitte zu Zittau und Umgebung sowie 
  seine Farbzeichungen schildern mit Witz Milieu und Lebensart der Oberlausitzer. 
  Helene Manßhardts Blumen- und Tierbilder erinnern an die große Zeichnerin, Botanikerin und Naturforscherin Sybilla Merian im 17./18. 
  Jahrhundert. Sie wurde 1903 in Großschönau geboren und starb 1995 in Wehr/Schopfheim. Aufsehen erregte ihr 1981 erschienenes 
  Buch "Sehende Augen" mit Tieraquarellen. 
  Der aus Ungarn stammende Maler Adolf Schorisch (1881-1966 in Jonsdorf) war ein Oberlausitzer Zeichner, Radierer und Buchillustrator. 
  Er absolvierte in Görlitz und Forst eine Holzbildhauerausbildung, besuchte die Kunstgewerbeschule Dresden und die Dresdner 
  Kunstakademie. 1906 erhielt er eine Stelle als Zeichenlehrer an der städtischen Handwerks-und Gewerbeschule Zittau, die er 1945-
  1947 leitete. Er gehört zu den bedeutendsten Zeichnern der Oberlausitz und illustrierte auch für die Heimatliteratur. Ein Kinderbildnis 
  und drei Porträts, darunter das Porträt von Käthe Paul, einem Original, und zwei Kindern zeigt das Talent in der Rötel- und 
  Kohlezeichnung. 
  Neben Richard Israel ist noch Max Langer zu nennen, der gemeinsam mit dem Dresdner Dichter Manfred Streubel den unter Kennern 
  beliebten Band "Mein Lausitzer Guckkasten" herausgab. Neben dem Weberzyklus (einer illustrierten Sammlung von mundartlichen 
  Sprüchen und Gedichten) reihen sich Gedichte von Streubel und die kongenialen Illustrationen von Langer zu einem berührenden 
  Erzählbuch über den Oberlausitzer Menschenschlag und dessen Mundart. Daneben gibt es sensible Porträts und kostbare 
  Hinterglasbilder mit humorvollen Sujets. Und so schrieb Dr. Fritz Löffler bezeichnenderweise über das volksnahe Kunstbuch: "Das alles 
  ist Lausitz, aber gar nicht provinziell, sondern selbstverständlich, frei und überlegen gestaltet". Dazu sage ich nur: Das ist mehr als nur 
  Bliemelmalerei und Heimatkunst!
  Ich danke Ihnen!
  Heinz Weißflog
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Bisherige Ausstellungen
 
 
  letzte Änderung: 28.10.2025
 
 
   
 
 
  